LVZ vom 06.11.2010
"Beim Geld fängt die Freundschaft an"
Mehrgenerationenhaus in Lastau feierlich eingeweiht
Colditz/Lastau. Bis auf den letzten Platz gefüllt waren die Sitzreihen im alten Gasthaus Lastau. Begrüßt wurden die Gäste mit Sekt und einem strahlenden Lächeln der Hausherren. Das sind die 35 eingetragenen Mitglieder des örtlichen Heimatvereins, der dieses Gebäude erwarb, aufwändig um- und ausbaute und nun als schmuckes Mehrgenerationenhaus feierlich einweihte.
"Viel Glück und viel Segen" wünschten musikalisch die Sänger der Liedertafel Colditz, in deren Reihen sich auch zwei ihrer Mitglieder aus Lastau befinden. "Ich war sogar schon hier, als hier die Bockwurst auf Zuteilung für 85 Pfennig verkauft wurde", sorgte mit Jörg Schülert einer von ihnen für allgemeine Erheiterung. Nur Peanuts gegen das, was der rührige Heimatverein des Dorfes um Ronny Kriz für sein neues Domizil aufwenden musste. Zirka 280000 Euro seien unter dem Strich investiert worden. Nicht ganz die Hälfte davon, 125000 Euro, konnten über das "Förderprogramm zur Entwicklung im ländlichen Raum" akquiriert werden. Für die andere Hälfte standen Eigenmittel und Spenden (etwa 32000 Euro) sowie Eigenleistungen (122000 Euro) zu Buche. Besonders stolz ist noch immer der Schatzmeister des Vereins, Ronny Meißner, auf die Dorfbewohner. Die hätten etwas getan, was anderswo vielleicht aberwitzig erscheint, wenn nicht gar unmöglich. "Jeden beantragten Cent an Fördermitteln mussten wir vorfinanzieren. Doch welcher Verein in unserer bescheidenen Größe hat so viel Eigenkapital? Deshalb haben mehrere Privatpersonen im Dorf Darlehen in Höhe von insgesamt 65500 Euro aufgenommen und dem Verein und damit der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Das ist der Wahnsinn", sagte Meißner respektvoll und fügte auf die Lastauer Bürger bezogen an: "Beim Geld fängt die Freundschaft an."
So wichtig ist den Leuten im Dorf das Mehrgenerationenhaus, dass sie Kriz und Co. dafür nicht nur eine Finanzspritze gewährten, die übrigens schon zum Großteil an die Geldgeber zurückbezahlt werden konnte, sondern auch einen enormen Vertrauensvorschuss, für den sich Meißner zur Einweihung im Namen aller Vereinsmitglieder ausdrücklich bedankte. Ein Dankeschön, das auch an alle Privatpersonen und Firmen sowie Behörden und Institutionen gerichtet war, die sich seit 2008 - denn da begann das Projekt "Altes erhalten, Neues gestalten" - daran beteiligten. Diese Leistung, vor allem aber die der Finanzierung, nötigte selbst dem "Finanzminister" im Landkreis, dem 1. Beigeordneten des Landrates, Klaus-Jürgen Linke, Hochachtung ab. "Ihr habt Initiative gezeigt und losgelegt. Ich wünsche euch weiterhin so viel Zusammenhalt, wie ihr bisher schon bewiesen habt." Kaum einer in der Runde dürfte Zweifel daran haben, dass nun ordentlich Leben einziehen wird in das schmücke Mehrgenerationenhaus, das seinem Namen nach allen offensteht, versicherte Kriz. Ob Jugendklub, Rentnertreff oder Uraniavorträge, ob Bürgermeistersprechstunde, Fußpflege oder Arztsprechzimmer, ob Seminare, Workshops oder Informationsrunden - die neuen Hausherren sprudeln nur so vor Ideen zur Nutzung der Räume. Schließlich sei das Haus für den "Dauerbetrieb" konzipiert, sagten die Vereinsmitglieder. Und zum Tag der offenen Tür, morgen von 14 bis 18 Uhr, wollen sie sich und ihr fein rausgeputztes Mehrgenerationenhaus erstmals stolz der Öffentlichkeit präsentieren.
Frank Schmidt
Colditzer Tageblatt vom 22.10.2010
In der Chronik geblättert...
Seht her, was aus dem Dorfgasthof geworden ist
Der Bau des Dorfgasthofes erfolgte sehr wahrscheinlich nach einem großen Brand im Jahr 1856. Wer zu dieser Zeit Besitzer bzw. Betreiber der Gastwirtschaft war, lässt sich nicht mehr feststellen.
1907 bewirtschaftet ihn der Besitzer Emil Gramm. Familie Gleisberg erwirbt 1917 den Gasthof und von Emil Zieger nimmt ihn in Pacht. 1935 pachtet Walter Zieger die Gastwirtschaft. Vierzig Jahre ist der Gasthof Lebensmittelpunkt von Walter und Emmi Zieger. 1939 allerdings muss der Wirt seine Gastwirtschaft verlassen und in den Krieg ziehen. Zu jener Zeit kann der Schwager Paul Holzheier die Gaststätte weiterführen. Nach seiner Heimkehr betreibt das Ehepaar Zieger die Gaststätte wieder gemeinsam. Skatabende, Feuerwehrversammlungen, Singestunden ^ sowie zweimal jährlich der Sängerball gehören | zum Repertoire der I Gastwirtschaft. Das An-1 gebot an Speisen und | Getränken beschränkt -sich auf Bier, Schnaps, Wein und alkoholfreie Getränke, die in der heißen Jahreszeit durchaus zur Mangelware werden. An Speisen werden Bockwurst und Brot angeboten. Aus heutiger Sicht ein bescheidenes Angebot, doch ungeachtet dessen kommen Freude am Tanz, Spaß und Geselligkeit nicht zu kurz. Veranstaltungen in jener Zeit endeten häufig frühzeitig am nächsten Morgen. - Nach dem Tod der Besitzerin Olga Gleisberg wird die Gaststätte testamentarisch an die Gemeinde Lastau übereignet. Im Jahr 1975 legt Walter Zieger im Alter von 70 Jahren das Gaststättengewerbe nieder. Trotz des hohen Alters erklärt sich das Ehepaar Zieger bereit, umzuziehen, damit Umbau und Sanierung in der Gaststätte vonstatten gehen können. 1976/77 erfolgen umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten. Die Gaststube wird vollkommen neu gestaltet, Holzverkleidung und Möbel im Landhausstil schaffen eine modernes Ambiente. Die Innenausstattung wird von der Möbelwerkstätte Heinfried Kunze Lastau, die Schmiedearbeiten von den Gebrüdern Naumann Hermsdorf übernommen. Durch die Unterstützung des Gemeindeverbandes Zettlitz sind Umbau und Ausstattung mit neuem Mobiliar möglich, der Wertumfang liegt bei 64000 Mark. Viele ungenannte Helfer aus dem Ort sind mit großem Engagement und Fleiß dabei, sodass die grundhafte Sanierung von Gaststube, Küche, Büro, Lagerraum, Keller und Nebenräumen mit mehr als 940 „Aufbaustunden" den Dorfgasthof zu einem Schmuckstück werden lässt.
Von Juni 1977 bis Dezember 1979 wird die Gaststätte von Edith Doberenz geführt. Am 01. Februar 1981 übernimmt das Ehepaar Gisela und Dieter Gebler den Gasthof Lastau. 1986 erfolgt ein nächster großer Bauabschnitt; das Fachwerk von Giebel und Vorderansicht wird durch Mauerwerk ersetzt, neue Fenster werden eingebaut. Maurer-, Zimmerer- und Elektrikerarbeiten werden in Feierabendtätigkeit durchgeführt. Hierbei erhält die Gemeinde große Unterstützung vom VEB Papierfabriken Lastau. Im Oktober 1987 kann im Obergeschoss eine Bauernstube mit 36 Plätzen eingeweiht werden.. Auch hier waren vorrangig Einwohner des Ortes am Ausbau beteiligt. Finanziell wird die Gemeinde bei diesem Projekt von der VdgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe) und der LPG Tier- und Pflanzenproduktion Zettlitz unterstützt. - Nach der Schließung der Gaststätte im Dezember 1994 bemüht sich die Stadt Colditz um den Verkauf der Immobilie. 1997 meldet das Bundesvermögensamt Leipzig Ansprüche an, die sich aus der gewerblichen Nutzung des Gasthofes im Stichjahr 1990 herleiten.
Im November 1999 werden auf die Initiative des Stadtverordneten Mario Becker den Jugendlichen drei Räume des Gasthofes zur Nutzung überlassen. Die sanierungsbedürftigen Räume werden mit Geschick und Kreativität in ungezählten Stunden ihrer Freizeit umgestaltet und nutzbar gemacht.
Im Jahr 2003 wird der Lastauer Gasthof vom BVA versteigert. Großes Interesse hegen die Jugendlichen, die hier ihr Domizil gefunden haben, aber der neue Besitzer heißt Andreas Haesler. Er nutzt etliche Räume zur Lagerung von Ausstellungsstücken des Dentalmuseums. Da der Gasthof das einzige Gebäude für größere kulturelle Veranstaltungen ist, bemüht sich der 1999 gegründete Heimatverein Lastau und Umgebung e. V. darum, die Räumlichkeiten weiter nutzen zu dürfen. Diesem Anliegen kann und will sich auch der neue Besitzer nicht verschließen. Im gegenseitigen Einvernehmen wird im Januar 2007 der Heimatverein Lastau e. V. Besitzer des Gasthofes.
Seit April 2009 ist der Dorfgasthof eine riesige Baustelle, denn der Heimatverein hat es sich auf die Fahnen geschrieben, hier ein kulturelles Zentrum für Alt und Jung entstehen zu lassen, ein „Mehrgenerationenhaus". Ein utopisches Vorhaben - scheint es - doch nun geht dieses Vorhaben mit großen Schritten dem Ende zu. Zum „Tag der offenen Tür". kann man sich vom Enthusiasmus und vom Engagement vieler Lastauer und der Firmen überzeugen, was aus unserem alten Dorfgasthof geworden ist. Nach dem Kauf wurden erste werterhaltende Notsicherungsmaßnahmen durchgeführt. Dank des „Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen 2007-2013"(LEADER) sowie regionalen Förderpartnern wurde eine umfassende energetische Sanierung des Gebäudes möglich. Damit Sie einen Eindruck von der nun folgenden inhaltlichen Arbeit im Mehrgenerationenhaus gewinnen können, laden wir Sie zum „Tag der offenen Tür ' am Sonntag, dem 07.11.2010 von 14.00 bis 18.00 Uhr in die Dorfstraße 40 nach Lastau recht herzlich ein. Bei Kaffee und Kuchen können Sie mit den Akteuren vor Ort ins Gespräch kommen und an den Hausrundgängen teilnehmen. Auf die Kinder und Jugendlichen wartet eine Bastelstraße im Erdgeschoss, während der Zettlitzer Frauenchor im Obergeschoss herbstliche Melodien erklingen lässt.
Die Lastauer Dorfgemeinschaft mit Heimatverein jugend- und Seniorenclub freut sich auf Ihr Kommen. Mehr Informationen - auch zum Herbstfest (13.11.2010) - im nächsten CT sowie unter www.lastau.de.
Sieglinde Naumann, Ortschronistin/Ronny Kriz, Heimatverein Lastau
RUNDSCHAU vom 16.11.2010
Altes Gasthaus wird zum Mehrgenerationshaus
Heimatverein Lastau bei Colditz bringt neues Leben in alte Mauern
COLDITZ/LASTAU. Bis auf den letzten Platz gefüllt waren die Sitzreihen im Gasthaus Lastau. Das hatte der örtliche Heimatverein erworben und aufwendig um- und ausgebaut, um es nun als schmuckes Mehrgenerationshaus (MGH) feierlich einzuweihen.
Damit konnten die 35 eingeschriebenen Vereinsmitglieder um Vereinschef Ronny Kriz ein Projekt abschließen, das bereits 2008 unter dem Motto „Altes erhalten, Neues gestalten" begann und in seiner Art der Realisierung wohl einzigartig sein dürfte. „Jeden beantragten Cent an Fördermitteln mussten wir vorfinanzieren-, begann der Finanzminister des Vereins, Ronny Meißner, den Hintergrund zu erklären. „Doch welcher Verein in unserer bescheidenen Größe hat so viel Eigenkapital? Deshalb haben mehrere Privatpersonen im Dorf Darlehen in Höhe von insgesamt 65.500 Euro aufgenommen und dem Verein, und damit der Allgemeinheit, zur Verfügung gestellt. Das ist schon der Wahnsinn." Letztlich aber der Grundstock für die immensen Baukosten, die sich unter dem Strich auf zirka 280.000 Euro summierten. Nicht ganz die Hälfte davon, 125.000 Euro, konnten über das Förderprogramm zur „Entwicklung im ländlichen Raum- akquiriert werden. Für die andere Hälfte standen Eigenmittel und Spenden (etwa 32.000 Euro) und Eigenleistungen (122.000 Euro) zu Buche. Damit machten die Vereinsmitglieder auch deutlich, dass es ohne die Hilfe aus dem Dorf nicht zu schultern gewesen wäre. Und so galt ihr Dankeschön auch allen Privatpersonen und Firmen sowie Behörden und Institutionen, die dem ehrgeizigen Projekt zum Erfolg verhalfen.
Nun gilt es, das MGH mit Leben zu erfüllen, was zur Einweihung mit einem kleinen Programm der Sänger von der Colditzer Liedertafel begann und mit einem Tag der offenen Tür seine Fortsetzung fand. Und für die Zukunft, so versicherte Ronny Kriz, werde das MGH seinem Namen nach, allen offen stehen. Als Jugendklub und Rentner-treff, für Uraniavorträge und Bürgermeistersprech-stunde sowie zur Fußpflege oder als Arztsprechzimmer und auch für Seminare, Workshops oder Informationsrunden. Das Haus sei schließlich für den „Dauerbetrieb" konzipiert worden.
fsw
LVZ - 20.10.2010
Rauch kommt nur aus der Nebelmaschine
Feuerwehr probt Einsatz in der Lastauer Kita
Colditz/Lastau. In der Laustauer Kindertagesstätte rollte am Samstagmorgen die Feuerwehr an. Doch was Besorgnis erregend aussah, entpuppte sich als Übung, in die allerdings nicht alle Kameraden eingeweiht waren. "21 Kameraden aus Colditz und Hohnbach waren mit vier Fahrzeugen im Einsatz. Von dem geplanten Einsatz waren aber nur die Colditzer Wehrleute informiert", klärte Wehrleiter Steffen Schmidt auf. Die Kita selbst hatte sich für den Samstagvormittag ihre Schützlinge eingeladen, um den Einsatz möglichst realitätsnah simulieren zu können. "Der Kindergarten muss vorweisen können, dass hier schon einmal eine Feuerwehrübung stattgefunden hat", sagte Schmidt.
Simuliert wurde ein Schwelbrand im Erdgeschoss des Hauses. Dabei wurden beim Eintreffen der Feuerwehr die Kinder von ihren Erziehern bereits erfolgreich evakuiert. Allerdings befanden sich noch zwei Erwachsene im stark verrauchten Gebäude. Den Rauch spendete dabei eine Nebelmaschine. "Für die Bergung kamen zehn Kameraden mit Atemschutzausrüstung zum Einsatz", so Schmidt. Dazu wurde noch die Löschwasserversorgung aus dem Lastauer Löschteich aufgebaut. Laut dem Colditzer Wehrleiter gab es neben der Übung noch weitere kleine Probleme zu bewältigen. "In Lastau bestehen schwierige Rahmenbedingungen für die Feuerwehr. Erstens haben wir einen langen Anfahrtsweg mit 80 Metern Höhenunterschied bis nach Lastau rauf, was mit unseren alten Fahrzeugen natürlich besonders schwierig ist. Zweitens ist das Hydrantennetz in Lastau für die Kameraden nicht nutzbar." Nach der trotzdem gelungenen Übung dankten die Lastauer Dorfgemeinschaft sowie die Mitarbeiter der Kita den Kameraden für ihren Einsatz herzlich. Robin Seidler